Sorgen bereitet der gesetzlichen Unfallversicherung für die Verkehrswirtschaft, dass schwere Unfälle mit Lkw-Beteiligung aufgrund von zu geringem Abstand auf fast unverändert hohem Niveau verharren.
Hamburg. Trotz rückläufiger Lkw-Unfallzahlen führt zu geringer Abstand im Straßenverkehr unverändert oft zu Personenschäden oder sogar dazu, dass Menschen ums Leben kommen. Die die gesetzliche Unfallversicherung für die Verkehrswirtschaft (BG Verkehr) fordert deshalb jetzt, dass Unternehmen im Güterverkehr nicht nur Fahrerassistenzsysteme (FAS) in ihre Lkw einbauen, sondern diese auch immer eingeschaltet sind. Die BG Verkehr verwies am Montag darauf, dass zu geringer Abstand zum Vorausfahrenden laut dem statistischen Bundesamt mit 21 Prozent aktuell häufigste Ursache von Unfällen mit Lkw-Beteiligung ist.
Um diese Zahl zu reduzieren, sollten die technischen Helfer im Lkw von den Fahrern auch genutzt und nicht deaktiviert werden, sagte Klaus Ruff, stellvertretender Präventionsleiter der BG Verkehr, in der das Güterkraftverkehrsgewerbe unfallversichert ist. „Für Unternehmer empfiehlt sich, eine Anweisung zur Aktivierung von FAS zu erlassen.“, rät er. Lässt sich die temporäre Abschaltung eines FAS nicht vermeiden, müsse es sich noch einer bestimmten Zeit automatisch reaktivieren. „Nur so kann sichergestellt werden, dass die Systeme im Notfall zur Verfügung stehen und Unfälle vermeiden“, betonte Ruff.
StVO-Reform sieht Strafen fürs Abschalten vor
Das Bundesverkehrsministerium arbeitet bereits an einer Änderung der Straßenverkehrs-Ordnung, die das Abschalten von Notbremsassistenten bei mehr als 30 Stundenkilometern verbieten soll. Die BG Verkehr empfiehlt Unternehmen unabhängig davon, Fahrer umfassend in FAS einzuweisen. Das fördere die Akzeptanz. „Die Fahrer müssen außerdem verinnerlichen, dass FAS nur unterstützen. Sie entbinden den Fahrer aber nicht davon, den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Dies sollte auch Gegenstand von Fahrsicherheitstrainings und regelmäßiger Unterweisungen durch den Unternehmer sein“, erläutert Ruff.
Den Erkenntnissen der BG Verkehr zufolge spielt Ablenkung bei Abstandsunfällen eine erhebliche Rolle: Handytelefonate, das Schreiben von SMS oder das Eingießen einer Tasse Kaffee – das alles koste sekundenlang die Aufmerksamkeit der Fahrer. In kritischen Verkehrssituationen können diese Sekunden entscheidend sein. „Bei einer Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern bedeuten drei Sekunden Ablenkung eine Strecke von 67 Metern, die der Fahrer im Blindflug“ zurücklegt“, rechnet Präventionsexperte Ruff vor. Vor allem ein Notbremsassistent und der Abstandsregeltempomat im Lkw seien deshalb wichtig, weil diese nach BG-Verkehr-Untersuchungen nachweislich zur Verkehrssicherheit betragen. (ag)
Nachricht von verkehrsrundschau.de